Tourtagebuch
Haus der Jugend, Düsseldorf
02. Apr. 2019
von Totte
Düsseldorf: Uns verbindet eine lange Geschichte. Glücklicherweise ist die in unseren Tagebüchern genau nachzulesen, darum muss ich sie hier nicht wieder aufrollen. Düsseldorf steht auf jeden Fall für musikalischen Umsturz und Schockwellen, die über Deutschland ausgestrahlt wurden. Erst die NDW samt den erfolgreichsten Punkrock-Ablegern, in jüngster Zeit dann HipHop der etwas derberen Art. Ich bin kein Fan von Kollegah, denn er benimmt sich wie ein Trottel, über Farid Bangs Witze musste ich manchmal schon schmunzeln, allerdings ungern, da auch er eher durch die Puppenstuben der Empathie poltert wie ein Grizzly auf Lachssuche. Nicht so gut. Mir sind da Mauli oder Alligatoah näher, denn wo Provokation zum Selbstzweck degeneriert, erlischt ihre heroische Funktion und es bleibt nur noch ein schales Gläschen Altbierbowle übrig. Trübe Gedanken? Trüber Tag heute. Es regnet und ein Auto steht so blöd vorm Parkplatz, dass Soelve ihn beim besten Willen nicht umfahren kann. Ausgebremst zwei Meter vor dem Ziel. Ernie als gute Seele des Haus der Jugend (puh, lange artikelträchtige Zuordnungssatzschlange...) bemüht sich, die Vertreter des Rechts zu organisieren, aber die lassen sich Zeit, wahrscheinlich mussten sie in der Vornacht Hambi räumen, bis sie kommen, ist ein anderes Auto weg und wir sind eingeparkt.
Mit Alex von „Beer and Music-Veranstaltungen“ arbeiten wir nun schon seit Jahren zusammen, man kennt sich und weiß, dass man sich verlassen kann. Nice. Es gibt leckeres Essen und das Abendessen wird noch einen draufsetzen. Vorhe kommt aber noch Soundmann Chris vorbei, der uns familiär in seine Arme schließt und auf ein ier bleibt, bis er sich wieder aus dem Staub machen muß. Er fährt ab morgen mit den famosen Rogers auf Tour und benötigt nachvollziehbarerweise jede verbleibende Minute Privatleben. Apropos: Unschön ist, dass Werner uns ebenfalls verläüßt. Nicht überraschend, denn ab heute übernimmt ja Claudio official, was wiederum sehr geil ist, aber unschön ist immer, wenn jemand den Tourtross verläßt. Es zieht im Herzen. Machs gut Werner, geiler Typ, auf bald! Wir winken und knicksen hof.
Ich habe keine Ahnung, wie er Tag rumgeht, es ist einer dieser Schwefeltage, von deren Existenz nur ein leichter Geruch von vergangener Zeit in der Nase bleibt.
Jeenfalls geht’s um kurz nach acht los, der Club ist schön gefüllt mit guten Menschen und wir ...naja...wir? Wir machen vielleicht am Anfang etwas zuviel Druck. Nicht schlimm, aber vielleicht kommt ja der ein oder andere, um sich fallen zu lassen und einfach unseren Liedern zu lauschen. Wir aber hauen Punk um Mitsingparole, Mitklatschaufforderungen derart geballt in den Raum, dass es mir ein klein wenig peinlich ist, während ich in der Pause darüber mit Fred nachdenke. Aber nicht soooo schlimm, denn schon in der ersten Hälfte gibt es ja nach der ersten Heavyrutsche auch entspanntere Momente, neue Lieder und Laid back Sounds. Und das Pubkikum macht grandios mit und zur Pause hören wir gar „Monsters“-Chöre. Das ist selten und vermittelt uns das Gefühl, durchaus auch was richtig zu machen.
Die zweite Hälfte des Konzerts empfinde ich als insgesamt herrlich ausgewogen, sie macht mir viel Freude, nur mein Problemzahn beginnt wieder zu pochen und ich fürchte, da erwarten mich nach der Tour keine guten Neuigkeiten. Aber dafür kann Düsseldorf ja nichts, Düsseldorf ist gut und macht nichtmal meinen Klön/D'dorf-Quatsch mit., was ich als sehr gute Entwicklung wahrnehme und durchaus behaupte, durch meine langjährigen Erziehungsmaßnahmen diesbezüglich mitgeholfen zu haben, dass endlich Friede zwischen den Städten einkehrt. Na ja, na ja...
In diesen Berichten gehe ich übrigens selten auf Highlights detailliert ein, was aber daran liegt, dass man nie weiß, was aufs Album kommt und viel ja sowieso mit den neuen Songs zu tun hat. Und die will ich ja späteren Tourbesucher nicht vorweg verrraten. In diesem Zug fällt mir auch auf, dass heute viel Handys oben waren, die mitgefilmt haben. Ihr wißt schon, dass das Eure Seele klaut, oder? Das Erlebnis selbst ja sowieso.
Muss ich erwähnen, dass viele Kumpels und Verwandtschaft da war? Meerbusch zum Beispiel? Börge? Andrea? Hiermit gern getan. Immer schön, dass Menschen uns treu bleiben. Vielen Dank.
Nach dem Konzert feiern aus Gründen und das gute Gefühl, dass Düsseldorf Düsseldorf ist und bleibt, wie es singt und lacht. Und das freut uns sehr!
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