24. November 2025
von: Totte

Ich habe heute die Abfahrt von Tobi und Claudio verpennt, um ganze zehn Minuten. Das ist ein Mist, denn zu jeder guten Reise gehört auch ein guter Abschied. So bleibt mir nichts, als ihnen hinterherzuschreiben und mich auf baldiges Wiedersehen vorzufreuen. Das einzig schöne am Abschied ist nur, dass dafür Mark und Fabi kommen, die wir ja nicht minder gernhaben. Ich habe es schon oft geschrieben, aber es bleibt aktuell: Wir müssen so berühmt werden, dass wir alle immer mit auf Tour mitnehmen können. Also bitte, liebe Leute, macht Werbung, bis das Internet platz. Merci. Heute haben wir bis 16 Uhr einen Hoteldayromm für Duschen etc. Börnski und ich laufen natürlich erstmal eine Runde, aber Frankfurt verwehrt uns mit allen Kräften seine Waldlandschaften, immer schneidet uns eine Autobahn den Weg ab. Wir finden letztlich doch noch ein paar Bäume, aber ehrlich gesagt wäre die Welt besser, gäb es viel Wald und nur ein paar Straßen. Wir schimpfen viel beim Laufen, fühlen uns aber dafür hinterher auch innerlich seltsam befreit. Die Macht der Lautmalerei. Duschen, Dayroom, Alltag. Beim letzten Mal lief zur Dusche eine Rabatzsendung auf SAT 1, dafür bin ich heute zu filigran. Außerdem will ich endlich mal ans Lesen kommen, das läuft auf dieser Tour überhaupt nicht. So auch im weiteren Tagesverlauf. Eine Seite, Kopf geht zu, nächste Seite, schon werde ich müde, kuscheln in der Koje, aufstehen, nächster Anlauf. Das Novembergrau schenkt mir auch nicht soviel Power. 16 Uhr, Busladen. Mark ist schon da, Fabi steckt in den Wirren des Schienennetzes fest, aber das geht ja alles rasch bei uns. Das Team um Maxi hat uns bereits ein leckeres Büffet vorbereitet und wir gleiten förmlich durch den Tag, den Soundcheck bis zur abendlichen Pizza. Fabi erzählt von seiner Bahnfahrt, die bei 140 Kilometern achteinhalb Stunden gedauert hat. Er hatte dadurch zumindest genügend Zeit, gegenzurechnen, dass er das auch mit dem Fahrrad geschafft hätte.

Wir legen pünktlich um 20 Uhr los und haben uns vorgenommen, volle Kraft vorauszufahren. Das letzte Mal lagen wir noch quasi im Verdauungskoma, weil wir zu spät bestellt hatten. Heute waren wir schlauer, und es zahlt sich aus:

Das Konzert wird ein rasanter Mittelstreckenspurt quer durch unsere Angebotspalette. Frankfurt ist äußerst zahlenkräftig erschienen, auch hier ein erfreulicher Aufwärtstrend, aber vor allem powermäßig sind sie ganz bei uns, schieben uns an, machen mit, tanzen und singen und feiern, als wäre es Freitag Abend. Wir sind aber auch ziemlich on point, halten das Tempo und lassen trotz aller Knackigkeit auch genügend Spielraum für launige Moderationen.

In der zweiten Hälfte habe ich etwas mit der Gitarre zu kämpfen, sie scheint mir plötzlich zu leise, und das fällt mir bei meinen Liedern etwas auf die Füße. Einen Song habe ich heute kurzerhand ausgetauscht gegen den Liedwunsch eines mitgebrachten Kindes, aber so richtig passt das nicht in die Setlist, zumal ich es schon länger nicht gespielt habe, und jetzt bei aller Unsicherheit gar nicht hören kann, ob ich es richtig spiele. Aber dem großen ganzen famosen Abend tut das keinen Abbruch, und wir werden stehend ovatiert und lautstark zu Zugaben zurückgerufen, die wir selbstredend gerne geben. Zum letzten Song passiert mir dann der nächste Faux Pas: Da in der Abmoderation Heimweh angesprochen wurde, beschert uns die Das Bett-Crew spontan Astra auf die Bühne. Ich will das verteilen, was vielleicht ehrenvoll, aber tatsächlich vom Timing sehr ungünstig ist. So störe ich bei dem Versuch eher die Atmosphäre des Songs, und zwar so sehr, dass sich ein Kollege angegangen fühlt und mir nach der Show erzürnt die Leviten liest. Ich bin völlig überrascht, kann aber seinen Punkt verstehen, und auch, dass der Moment gerade wohl als Ventil für angestaute Tourkollerei mitgenutzt wird. Adrenalin und Aufeinanderhockerei können jeden Rousseau zur Weißglut kitzeln. Der Dampf verzieht sich rasch und was bleibt, ist Freude über das schöne Konzert.

Auch heute treffen wir wieder viele nette Menschen, darunter langjährige FreundInnen der Monsters, aber wie immer, bleibt zu wenig Zeit für ausgiebige Unterhaltungen. Schade eigentlich, die Zeiten, in denen die Clubs noch Stunden nach den Konzerten bevölkert blieben, sind vorbei, auch heute müssen wir bis Mitternacht den Bus beladen und den Backstagebereich freigegeben haben. Andererseits ist das auch durchaus verständlich, denn die Clubmenschen möchten auch irgendwann Feierabend haben, und zudem kommt etwas Feierverknappung unserer Fitness sehr zugute.

Im Bus sitzen wir aber schon noch eine Weile beisammen, doch so richtig gesellig will es nicht mehr werden. Darum verabschiedet sich einer nach dem anderen in die Koje, und was dort geschieht, bleibt unser Geheimnis. Am wahrscheinlichsten ist Schlafen. Frankfurt, ihr habt uns eine Supersause geschenkt, vielen Dank dafür. Lasst es euch gutgehen und kommt bald wieder, mit euch wird jeder Wochen- zum Feiertag. Wir küssen eure Augen.