Ach, lang waren wir nicht mehr im schönen Hirschen, doch der Größtteil der Band erinnert sich noch bestens schwelgend an das dufte Catering. Somit ist die Messlatte heute hoch gelegt, doch wir werden nicht enttäuscht. Im Gegenteil. Ich zähl mal auf: Es gibt opulentes Frühstücksbuffet mit Ei und Wurst, Veggiewurstalternativen, Käse, Linsenaufstriche, und es ist noch nicht weggeräumt, da stehen plötzlich Pizzaplatten und Süppchen als „Zwischenmahlzeit“, wer hat eigentlich die Zwischenmahlzeit erfunden? Aristippos von Kyrene? Bestimmt. Ich geb zu, ich hab ihn mir soeben ergoogelt. Ich dachte, er hieße bestimmt Hedonis oder Hedon. Tut er aber nicht. Er heißt, na ja, steht ja da oben, bin gerade zu faul, den Namen nochmal zu schreiben. Ich liege nämlich in Leipzig auf der Couch und lasse mir von Tobi Trauben in den Schlund werfen. Total gelogen, würde aber thematisch passen und ist eine ganz schöne Alliteration. Hihi, ich Schelm. Zurück zu Nürnberg. Um nicht rollen, statt zu rennen, halten Labörnski und ich uns noch ein wenig zurück und joggen erstmal durch Nürnberg, und weil Labörnski dabei ist, finden wir auch Walld und Fluss. Im Fluss dreh ich eine Extrarunde, denn ich mag den Schauer Kneippscher Couleur. Auch klasse Hasen schlagen elegante Haken vor unseren Augen und wenn ein Tag so läuft, kann man eigentlich gar nicht so schlecht gelaunt sein. Danach belohnen wir uns am Zwischenmahlzeittisch, und müssen uns danach recht mit dem Busausladen, Tourtagebuch schreiben, Soundcheck und duschen sputen, denn da wird das Abendessen aufgefahren: Auflauf, Kartoffelstampf, Reis mit Tofu, Fleisch für die Carnivoren (die sich übrigens alle mal schämen sollten), Salate, Kuchen und Carepakete von allem, falls wir des nachts im Bus noch Hunger kriegen sollten. Doppelwow. Der Koch und sein Team: Supermenschen.
Aber die anderen HirschlerInnen sind nicht minder gut, zum Beispiel Uwe, der das Licht macht, macht das so eindrucksvoll, dass alles funkelt wie am Heavy Metal-Weihnachtsbaum. Toll.
Wenn man derart gepampert wird, besteht allerdings auch die Gefahr, sich etwas gehen zu lassen, und als wir zum Konzertstart die Bühne entern, fehlt uns etwas der gemeinsame Groove. In der ersten Hälfte reden wir (ich) ziemlich viel und auch ziemlich wirr, und wir agieren weniger wie eine gut geölte Maschine, mehr wie das Schiff von Major Tom. Aber es wird keine Bruchlandung, im Gegenteil, denn zur zweiten Hälfte haben wir uns gerart eingespielt, dass erstens alles flowt wie Hulle, was jetzt natürlich auch wieder alles bedeuten kann, und zweitens dadurch rückblickend auch die dadaistische erste Hälfte in ihrer Verschrobenheit viel mehr strahlt. Vielleicht wars auch das Licht, denn auf der Bühne war alles klasse, und vor der Bühne gibt uns Uwe jetzt auch etwas mehr Publikum zu sehen, das hatte uns zu Anfang vielleicht auch etwas gefehlt. Es wird ein Knaller, ausnahmsweise gibt’s heute sogar noch Frösche obenauf und frenetische Appläuse und Standing Ovations geben uns Liebe, Freude und Glückseligkeit. Man muss überhaupt sagen, dass das Publikum auf den zwei Konzerten bis jetzt extrem gut drauf ist, dabei aber voll bei der Sache und fähig, zwischen Krawall und Konzentration in Sekundenbruchteilen umzuschalten. Wirklich: Respekt. Wir wurden so nett empfangen, wir können nur dankbar hofknicksen und hoffen, dass das so lang wie möglich weitergeht.
Vielmals merci an alle, HörerInnen, Hirschteam, alle, sogar Tonboss Mark sagt auch, dass ihm wirklich nichts Schlechtes aufgefallen ist, und dabei schaut er sehr glücklich. Und dass, obwohl er uns den ganzen Tag an der Backe hat.
Viel Party gibt’s leider nach dem Konzert nicht, denn der Busfahrplan ist gnadenlos, und so sitzen wir gegen eins schon wieder auf der Autobahn und essen Pastaauflauf und Reis. Keine Ahnung, in welche Magenregion das eigentlich noch passen soll. Ich grüble bei Kartoffelchips intensiv darüber nach. Heute verschwinden alle recht früh in ihren Kojen, und wären da nicht Jan und Torsten, dann endete der Bericht an dieser Stelle. Aber die zwei versinken in Countrymusik und Pathos, Albereien, Wodka und Bonmots, so dass erst Armand kommen muss, der den Bus inzwischen zur Rast geparkt hat und sagt, dass wir jetzt alle schlafen sollten. Gute Idee, nur etwas spät. 5:30 Uhr. Kinder ohne Aufsicht.