Mein Wecker wollte um acht Uhr früh klingeln, aber ich komme ihm bereits um sieben zuvor. In der Nacht habe ich seltsame Dinge geträumt, zum Beispiel, dass meine Gitarre doch nicht kaputt sei. Irgendwas mit Kraken war aber auch. Ich mag Kraken. Was ich nicht mag, ist, aufzuwachen, und die Gitarre ist immer noch kaputt. Trump, Gitarre, Merz, ein Elend, das alles.
Ich telefoniere mich erstmal durch Erlangens Gitarrenreparaturwerkstätten, zunehmend mutlos, entweder können sie nicht reparieren, oder nur ihre eigenen Gitarren oder gehen gar nicht erst ans Telefon. In der Zwischenzeit kommen auch Fabi und Jan dazu, die ihrerseits Merchartikelpaketentgegennahmesachen zu tun haben, die ebenfalls nicht ganz so problemlos klappen wie geplant. Dass für einen der beiden die Nacht bis sechs Uhr früh ging, wie ich höre, macht die spontane Logistikumplanung sicher nicht gerade einfacher.
Darüber wird es halb zehn Uhr, und mich packt der Frust. Ich habe noch eine Adresse impetto (in petto? Jepeto? Wie schreibt man das? Google geht gerade nicht, herrje…), in Fürth, und wenn die da nicht helfen wollen, dann muss ich heute auf Stahlsaiten umswitchen und morgen geht der Spaß von vorne los. Ich fahre direkt hin, denn vielleicht hilft ja mein flehender Blick im Direktaustausch. Im Zug lauter gutgelaunte Menschen auf dem Weg zur Arbeit, das ist das Schöne an Deutschland: die Zuversicht und die Lässigkeit, den Wirren des Alltags ohne Gejammer entgegenzulächeln.
Der Musikladen BTM Music ist tatsächlich eine echte Oase, kaum drin, werden mir alle Ängste abgenommen, es ist wie beim Zahnarzt, wenn die Betäubung wirkt. Tatsächlich muss der Tonabnehmer ausgewechselt werden, aber sie haben noch einen vorrätig und werden ihn rasch einbauen. Froh fahre ich zurücvk nach Erlangen, gehe eine Runde joggen, da klingelt auch bereits das Handy, die Gitarre ist abholbereit, das schmeckt das anschließende Frühstück doppelt so gut. Die E-Werk/Redoutensaal-Crew ist sehr lieb, so richtig verstehe ich nur nicht, warum wir in letzterem spielen, denn er ist genauso groß wie das E-Werk, dafür aber etwas weiter weg. Egal, sdchön ist er auf jeden Fall. Ich fahre nochmal nach Fürth und mit Klampfe zurück. Im Zug spricht mich ein sympathischer junger Mann auf meine Monsters-Mütze an, da er wissen möchte, ob ich dazugehöre oder bloß Käufer bin. Gebauchpinselt tu ich groß und ihm kund, dass wir heute in Erlangen spielen, und ein Bier auf mich geht, falls er auch kommt.
Zurück im Redoutensaal leider eine schlechte Nachricht: Fred ist krank und muss vorerst aussetzen. Das ist natürlich scheiße.
Aber da wir immer noch fünf Restfrohgemüter sind, disponieren wir um, bauen die Setliste um, proben etwas umher und stellen uns auf die neue Situation ein.
Dadurch entsteht eine durchaus etwas selstame Show von aber beinahe anmutig chaotischem Glanze. Natürlich ist der Saal viel zu groß und hallt von allen Seiten, aber Balladen und leise Momentze funkeln dadurch heute noch ein bisschen lamettiger als sonst, und vor allem muss man sagen, dass wir ein extrem gutes Publikum haben, dass mit uns gemeinsam diesen Abend zu einem gemütlichen Miteinander zelebriert, der Moshpit ist heute an den Stehtischen hinter den Sitzreihen, den ganzen Abend über sehen wir Menschen dort pogen, Walzer tanzen und Pirouetten drehen, und auch die Sitzreihen können kräftigste Powerchöre schmettern, bevor sie wieder in textgenießerisch konzentrierter Stille verharren. Das Licht heute funkelt bis zur Decke und wieder zurück und es ist eine echte Ballnacht.
Mein albernes Gerante gegen Thüringen bitte ich aber doch im Nachhinein nicht misszuverstehen, denn ich bin sehr gerne und oft dort und weiß genau um die vielen guten Menschen, die sich gegen den Rechtsmob stellen, und ich werde mich nie an dem westdeutschen Bigotteriegenöle beteiligen, dass niemandem hilft, sondern nur Fronten verhärtet.
Der Herr aus dem Zug (Volker, oder?) ist tatsächlich auch da, dass ist ja ein Ding, natürlich bekommt er das Bier, und wären nach dem Konzert nicht alle montagsbedingt so rasch verschwunden, hätten wir sicher noch mehr Worte wechseln können.
So aber bleibt uns nur noch, den Bus zu laden und ein weiteres Tour-Kapitel zu schließen. Aber wir hoffen, sehr bald ein neues über Erlangen öffnen zu können, und wie ernst es uns mit dem Lob und Dank ist, könnt ihr daran bemessen, dass wir auf ein Foyer des Arts-Zitat verzichten.
Erwähnen hingegen möchte ich aber noch den veganen Dönerladen gleich beim E-Werk, denn das war der leckerste Döner, den ich seit ewig gegessen habe. Perfektes Brot, perfektes Vegangeschnetzel, knackige Salate, Supersoßen, einfach alles. Ich hab jetzt wieder Hunger, drum endet der Bericht hier. Erlangen, we love you.